Immer mehr Obdachlose in Düsseldorf

06.03.24, 18:57
Nina Louis

Der Caritasverband und weitere Träger der Düsseldorfer Wohnungslosenhilfe haben die Ergebnisse ihrer Nachtzählung vorgestellt.

In Düsseldorf gibt es mehr als 700 obdachlose Menschen: Diese erschreckende Zahl kam bei der Nachtzählung heraus, die alle zwei Jahre von der Arbeitsgemeinschaft der Träger der Wohnungslosenhilfe durchgeführt wird.

Zur Nachtzählung sind 90 Zählende der verschiedenen Träger  – Caritasverband Düsseldorf, Diakonie, SKM, aXept! und der franzfreunde, die die Aktion koordiniert haben –  in einer Nacht in allen Sozialräumen Düsseldorfs unterwegs gewesen und haben die Menschen gezählt, die auf der Straße übernachten. 

437 obdachlose Menschen sind dabei gezählt worden. Zum Vergleich: 2021 waren es 239 Menschen. Die Zahl ist also um mehr als 80 Prozent gestiegen. Weitere 292 obdachlose Menschen waren an diesem Tag in Krankenhäusern, in Polizeigewahrsam oder übernachteten in Notschlafstellen. Insgesamt kommt die Zählung auf 729 obdachlose Menschen in Düsseldorf, eine Steigerung von fast 60 Prozent. Diese Entwicklung entspricht dem bundesdeutschen steigenden Trend. 

Zu knapper bezahlbarer Wohnraum und Disrkriminierung bei der Wohnungssuche

Es gibt sicherlich mehrere Gründe für den Anstieg obdachloser Menschen. Die Hauptprobleme sind aber der knappe bezahlbare Wohnraum sowie die Diskriminierung wohnungsloser Menschen bei der Wohnungssuche. 

Der Caritasverband Düsseldorf und die anderen beteiligten Träger fordern nun Konsequenzen für das Düsseldorfer Hilfesystem in Zusammenarbeit mit der Stadt: So kommt etwa der Streetwork eine wachsende Bedeutung zu. Da auch die gesundheitliche Situation der Obdachlosen Anlass zur Sorge bereitet, braucht es dringend mehr medizinische Hilfe und Mitarbeitende aus der Pflege, die die Streetworker:innen bei ihrer Arbeit begleiten.

Zunahme der Verelendung auf den Straßen stoppen! 

Die vorgesehene Weiterentwicklung der Notschlafstellen mit einem Ausbau der Tagesaufenthalten ist ein richtiger Schritt. Allerdings müssten auch die barrierearmen Zugänge zu Notschlafstellen und Tagesstätten ausgebaut werden. Die Zunahme der Verelendung auf der Straße muss aufgehalten werden! "Langfristig helfen dabei nur ein deutlicher Ausbau des öffentlich geförderten Wohnungsbaus  und die Vergabe von freien Flächen an gemeinwohlorientierte Wohnungsbaugenossenschaften, die bezahlbaren Wohnraum schaffen", sagt Johannes Böttgenbach, Leiter der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes Düsseldorf. "Aber auch wirksame Maßnahmen, die Wohnraum im Bestand erhalten, wie zum Beispiel die Wohnraumschutzsatzung, müssen zur Anwendung kommen." Nur so könnten sich nachhaltige Perspektiven für obdachlose Menschen eröffnen, so Böttgenbach.

Wie man Menschen, die auf der Straße leben, am besten helfen kann, erklärt Caritas-Streetworkerin Josiane Beyer im Interview

Bild: Quelle Canva/MART PRODUCTION/pexels